Der Klassiker des familiären Laufs
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Morgen steht die 14. Auflage des Kirchertlaufs in Nürtingen auf dem Programm Klein, aber oho: Mit dem morgigen Kirchertlauf im Nürtinger Rossdorf (Start: 18 Uhr) steht der dritte Wertungslauf des Tälescups auf dem Programm. Die 14. Auflage der Zehn-Kilometerhatz durch das Waldgebiet Kirchert besticht eher durch familiären Charakter als ein riesiges Teilnehmerfeld. Peter Eidemüller Nürtingen. 95, 86, 68, 86, 71 – die Läuferzahl beim Kirchertlauf in den vergangenen fünf Jahren spricht eine deutliche Sprache: In Sachen Teilnehmerfeld kann sich die Veranstaltung des SPV 05 Nürtingen kaum mit seinen „großen Brüdern“ Bärlauch-, Hohenneuffen- oder Käppelelauf messen, die ebenfalls zur Laufserie des Tälescups gehören. „Dafür ist das aber der Klassiker des familiären Laufs“, glaubt Reimund Elbe, seit Jahren Streckensprecher bei den vier Wertungsläufen der Laufserie. In der Tat hat die Auswahl an Kaffee, Gebäck und Kuchen, die nach der Siegehrung auf die Läuferschar wartet, eine ebenso große Anziehung wie die Strecke selbst: Nach dem Start am SPV-Sportgelände Waldheim geht‘s die ersten eineinhalb Kilometer durchs Rossdorf, ehe ein erster leichter Anstieg ins Waldgebiet Kirchert führt. Bis zu Kilometer sieben verläuft die Strecke auf befestigten Waldwegen angenehm hügelig, bevor die erste schweißtreibende Steigung ansteht. Zur Belohnung gibt‘s einen Panoramablick über den Beginn des Neckartals Richtung Neckarhausen. Wer sich angesichts der nun leicht abschüssigen Strecke bereits in Sicherheit wiegt, wird rund 500 Meter vor dem Ziel eines Besseren belehrt: Ehe das Ziel im SPV-Stadion winkt, muss noch ein giftiger Stich mit rund 30 Metern Höhendifferenz überwunden werden – nicht wenige verlieren auf der Jagd nach Bestzeiten hier wertvolle Sekunden. Apropos Bestzeit: Diese steht seit dem Start-Ziel-Sieg des Esslingers Steffen Häntzschel aus dem Vorjahr bei stolzen 33,43 Minuten – es war seit der Premierenveranstaltung im Jahr 1996 das erste Mal überhaupt, dass jemand die 34-Minuten-Marke knacken konnte. Ob Häntzschel erneut den Weg ins Rossdorf findet, bleibt abzuwarten: Der 27-Jährige, dieses Jahr in 2,31 Stunden Überraschungssieger des Freiburgmarathons, bereitet sich momentan auf den Frankfurtmarathon Ende Oktober vor. Ohnehin wies die Voranmelderliste gestern erst magere zwölf Laufwillige auf. Doch wie beim Bärlauch- und Käppelelauf meldet sich die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer erst am Wettkampftag an. Dieser ist heuer zum zweiten Mal an einem Freitag. Veranstalter Heinz Weyrich hatte den bis dahin stets sonntags stattfindenden Lauf im Vorjahr vorverlegt. Der Grund lag und liegt auf der Hand: Am Sonntag stehen meist prestigeträchtige(re) Veranstaltungen wie der Ulmer Einsteinmarathon, der Halbmarathon in Filderstadt oder der Stadtlauf in Tübingen auf dem Programm – solche Terminkollisionen hatten den Kirchertlauf in jüngerer Vergangenheit immer wieder Teilnehmer gekostet. In den Anfangsjahren der Veranstaltung kamen regelmäßig bis zu 150 Läufer ins Rossdorf. Spannung verspricht das Rennen aber auch ohne ein großes Teilnehmerfeld, dem Tälescup sei Dank: In der Zwischenwertung der Laufserie liegt der Neuffener Jürgen Kraut (Team Sport Schweizer) nach Addition der Zeiten von Bärlauch- und Hohenneuffenlauf mit 1.19,43 Stunden in Führung vor Jürgen Hohl vom TSV Frickenhausen (1.22,17) und Reinhold Müller vom Team Sport Schweizer (1.24,59). Jürgen Kraut winkt bei entsprechenden Ergebnissen beim Kirchert- und Käppelelauf, der die Serie traditionell am 1. November beschließt, ein Triumph der ganz seltenen Art: Es wäre sein fünfter Gesamtsieg beim Täles-cup und der vierte in Folge. Bei den Frauen führt in der Zwischenwertung Monika Pletzer (TSV Frickenhausen/LG Filder) mit insgesamt 1.28,07 Stunden vor Sana Becker (TSV Frickenhausen/1.29,11) und Silvia Frölich (TG Nürtingen/1.30,30), die übrigens immer noch den Streckenrekord beim Kirchertlauf hält: 1999 war Frölich in 39,39 Minuten als bislang einzige Frau unter der 40-Minuten-Marke geblieben. Anmeldungen zum 14. Kirchertlauf sind am morgigen Freitag von 16 bis 17.45 Uhr am Infostand des Sportgeländes Waldheim in Nürtingen möglich. Startschuss zum Zehn-Kilometer-Lauf ist um 18 Uhr, eine Viertelstunde später gehen die Walker auf die fünf Kilometer lange Strecke. Im Zielbereich sind eine Verpflegungs- und eine Getränkestelle eingerichtet. |
Entscheidung fällt am giftigen Schlussanstieg
Leichtathletik: Matthias Heer gewinnt den 14. Kirchertlauf
30 Prozent Wachstum: Nach dem Krisenjahr 2008 durfte sich Kirchertlauf-Organisator Heinz Weyrich am vergangenen Freitagabend über ein sattes Teilnehmerplus freuen. Insgesamt 153 Läufer und Walker erreichten das Ziel auf der Sportanlage Waldheim.
„Nach der eher mäßigen Resonanz im Jahr zuvor ist dieser Zuspruch äußerst motivierend“, sagte Weyrich bei der Siegerehrung, „der doch eher ungewöhnliche Termin an einem Freitagabend scheint sich zu etablieren.“
Nicht nur der Erfinder des Kirchertlaufs blickte nach dem Rennen zufrieden drein, auch der Sieger des Laufs über zehn Kilometer. Mittelstreckenspezialist Matthias Heer ließ sich kurz vor Saisonschluss die Hatz auf dem welligen Gelände im Kirchertwald nicht entgehen. Mit dem agilen Benjamin Kehrer und Domenique Bogs aus Frankfurt/Oder hatte der Läufer der LG Neckar/Erms allerdings lange zwei Kandidaten im Schlepptau, die auch reges Interesse am Gesamtsieg zeigten. Letztlich setzte sich Heer jedoch an der letzten giftigen Steigung kurz vor dem Waldheim entscheidend ab.
Bei den Frauen bestätigte Monika Pletzer aus Frickenhausen ihre guten Leistungen während der Saison und siegte vor der Streckenrekordhalterin Sylvia Frölich (TG Nürtingen). Deren Bestmarke blieb freilich unangetastet, ebenso wie die Topzeit bei den Männern.
„Laufen fördert die Kreativität und hält fit“
Rolf Miller, Kabarettist
Auch lokale Prominenz hatte sich an den Start begeben: Nürtingens Bürgertreffleiter Hannes Wezel zeigte sich mit einer Zeit von etwas über 42 Minuten gut in Form, ebenso wie der frühere 10 000-Meter-Topläufer aus der Nürtinger Ecke, Peter Schweizer. Er bewältigte den nicht leichten Rundkurs in 39.08 Minuten. Auch am Start: Rolf Miller, Gewinner des deutschen Kleinkunstpreises 2006 und mittlerweile einer der erfolgreichsten deutschen Kabarettisten mit zig Auftritten im Fernsehen. „Laufen fördert die Kreativität und hält fit“, stellte der 42-Jährige im Ziel fest. Bei seinem Bühnen- und Fernsehauftritten hält sich sein Kalorienverbrauch dagegen in Grenzen: Miller verbringt nämlich während seines Auftritts die komplette Zeit auf einem Stuhl sitzend, währenddessen er auf unnachahmliche Art die Zusammenhänge der Welt erklärt. Eins ärgerte den gebürtigen Walldürner am Freitagabend im Roßdorf allerdings etwas – seine Zeit. „Ich wäre sehr gerne unter 45 Minuten geblieben“, sagte der Stammgast in Ottfried Fischers Kultfernsehsendung „Ottis Schlachthof“. Das Ziel verfehlte Miller („ich würde gerne mal mit Olympiasieger Dieter Baumann ein Bühnenprogramm entwickeln“) nur um drei Sekunden.
Nicht zu vergessen beim 14. Kirchertlauf: Eine Rekordzahl von 30 Walkern, darunter ein großes Team der Behinderten-Förderung Linsenhofen, absolvierten die fünf Kilometer-Walkingstrecke. Noch eine gute Nachricht vom diesjährigen Kirchertlauf. don
Zeiten und Platzierungen
Männer: 1. Matthias Heer (LG Neckar/Erms) 35.32 Minuten; 2. Benjamin Kehrer (Team Sport Schweizer) 35.36; 3. Domenique Borgs (Frankfurt/Oder) 35.41; 4. Reiner Brandstetter (TB Neuffen) 36.15; 5. Jürgen Kraut (Team Sport Schweizer) 36.22; 6. Mathias Mergl (TSV Beuren) 37.01; 7. Hans-Reinhold Müller (Team Sport Schweizer) 37.24; 8. Jochen Müller 37.38; 9. Manuel Seidl (LG Filder) 37.56; 10. Günther Lippold (LG Filder) 38.14; 11. Dominik Kraut (Esslingen) 38.31; 12. Florian Ulrich (TSV Oberensingen) 38.35; 13. Peter Schweizer 39.08; 14. Karl Fischer (beide Team Sport Schweizer) 39.09; 15. Jochen Hohl (TSV Frickenhausen) 39.11; 16. Kai Haubensack (Team Sport Schweizer) 39.23; 17. Bernd Hauff (FFW Beuren) 39.48; 18. Siegfried Becker (Esslingen) 39.52; 19. Heinz Bulmer (TG Nürtingen) 39.53; 20. Raimund Braun (LG Tiefenbachtal) 39.54 sowie 78 weitere Läufer.
Frauen: 1. Monika Pletzer (TSV Frickenhausen) 40.29; 2. Sylvia Frölich (TG Nürtingen) 41.22; 3. Petra Wurster (Tübingen) 44.31; 4. Mirjam Maus 47.50; 5. Gabi Höbelt-Krohmer 48.26; 6. Ingrid Valsamas 48.42; 7. Barbara Schmidt (alle TB Neuffen) 50.52; 8. Eva Kornela (Lauftreff Roßdorf) 51.00; 9. Carola Sigl (TSV Frickenhausen) 51.04; 10. Sabine Nuffer (TB Neuffen) 51.59 sowie 15 weitere Frauen.
Gleich vorneweg: Matthias Heer von der LG Neckar/Erms zeigte schon kurz nach dem Start, dass er sich beim 14. Kirchertlauf einiges vorgenommen hatte. Er gewann den dritten von vier Läufen des Täles-Cups auch, die Entscheidung fiel am Schlussanstieg. Foto: Holzwarth